Wie kam es zu der Gründung von Stein-Dinse?
„Nach der Bundeswehr hatte ich sehr viel Zeit und begann, Unfallmotorräder zu kaufen. Als Abonnent einer Motorradzeitung hatte ich schnellen Zugang zu Anzeigen und kaufte zusammen mit einem Freund am Wochenende Motorräder in ganz Deutschland auf. Wir reparierten die Bikes, um sie anschließend gewinnbringend zu verkaufen. Das ging so bis 1980, als ich mir zum Geburtstag meinen Traum erfüllte und eine Moto Guzzi kaufte. Das war ein Sondermodell von Agostini, das ich unbedingt haben musste, obwohl in meinem Motorradclub alle japanische Motorräder fuhren und skeptisch waren, ob die Guzzi mithalten könnte.
Aber dann wurden meine Motorrad-Kumpels eines Besseren belehrt: das Fahrwerk war super und das Motorrad ein echtes Kraftpaket. Im Italien-Urlaub hatte ich dann gesehen, dass es jede Menge Motorrad-Zubehör gab, welches in Deutschland nicht angeboten wurde. Ich fuhr nun öfter nach Italien runter, kaufte dort immer mehr Zubehör ein und verkaufte es in Deutschland an Bekannte und Freunde weiter. Da der Verkauf von Teilen immer mehr wurde und ich noch keine gültige Erlaubnis dafür hatte, meldete ich ca. 1982 ein Nebengewerbe an. Zu diesem Zeitpunkt war ich nicht mehr bei der Bundeswehr, sondern habe als Betriebsleiter in einer Tischlerei gearbeitet.“
Erzähl uns mal von den Anfängen damals. Wie ging es nach der Gründung weiter?
„Mein Nebengewerbe wurde immer größer, sodass ich die Teile nun im Keller lagern musste. Konserven raus aus dem Regal und Motorradteile rein. Irgendwann wurde der Platz auch dort zu eng und ich zog mit meiner Motorrad-Reparatur und den gesamten Teilen in eine Scheune nach Denstorf um. Nach dem Verkauf meines zu der Zeit gesamten Lagers hatte ich zum Teil das Startkapital zusammen um 1983 das Vollgewerbe anzumelden. In der Woche arbeitete ich in meinem normalen Beruf und am Wochenende fuhr ich mit einem Transporter nach Italien um neue Ware zu holen. 1984 stieg mein Clubkamerad Torsten Dinse ins Geschäft ein, der ebenfalls dann eine Guzzi fuhr.
Kurz danach stellten wir schon den ersten Mitarbeiter ein, der tagsüber Pakete packte während wir unserem Job nachgingen. Bis 1985 zogen wir mit Sack und Pack auch schon nach Braunschweig in die ehemalige Biergroßhandlung, um mehr Platz zu gewinnen und das Geschäft zu vergrößern. 1985 war ich an dem Punkt angelangt, um mich zu entscheiden, ob ich von morgens bis abends in die Selbstständigkeit gehe und meinen gut bezahlen Job sausen lasse. Ich hatte mich dann für meine Firma entschieden, da ich sehr viel Spaß daran hatte und Erfolge gesehen habe. Ich wollte auf jeden Fall weiter mit Moto Guzzi-Motorrädern handeln und sah darin eine Chance, auch überregional zu arbeiten.
Da es damals keinen Versandhandel gab, verteilte ich meine eigenen Preislisten auf Italo-Motorradtreffen und bekam anschließend Anrufe von interessierten Bikern. Anfangs musste ich meine Bestellungen von Hand schreiben und per Post nach Italien schicken. Es war schwierig, da es Zollgrenzen und Währungsunterschiede gab. Es dauerte oft länger als erwartet, um Materialien zu bekommen. Ich habe dann ein Faxgerät gekauft, um schneller kommunizieren zu können. Als es dann immer mehr wurde, stellte ich weitere Mitarbeiter im Lager, Verkauf sowie für die Werkstatt ein. Torsten Dinse ist dann aus Zeitmangel und familiären Gründen aus der Firma ausgestiegen. Danach wuchs meine Idee nach der Anfangsphase 1985 über die Jahre hinweg zu diesem Unternehmen, was es heute ist, heran.“
Wann hast du angefangen Motorrad zu fahren? Was war dein erstes Modell?
„Seit Kindesbeinen hat mich das Zweirad fasziniert. Ich fuhr mit meinem 15. Lebensjahr Mofa und danach Moped. Über eine Kreidler Florett RS und anschließender Zündapp KS 50 Super Sport bin ich, obwohl ich noch keinen Führerschein hatte, zu meinem ersten Motorrad, einer Honda CB 350, gekommen.
Als ich dann den Führerschein hatte, habe ich mir die Honda CB 400 gekauft. Anschließend stieg ich bei den Suzukis mit einer 1000er ein. Dann machte ich zur Bundeswehr-Zeit ein paar Jahre halt.“
Was ist dein aktuelles Lieblingsmotorrad?
„Mein Lieblingsmotorrad ist die Ducati Streetfighter. Nicht wegen der Leistung, sondern weil sie für mich optisch einfach total schön aussieht. So ein Motorrad kauft man sich nicht, weil es wenig Sprit verbraucht, sondern in erster Linie, weil es einen selbst emotional überzeugt und es Spaß macht damit eine Runde zu drehen und auch mal mit der Geschwindigkeit über die Stränge schlagen zu können.“
Mittlerweile bieten wir auch über den Online- Shop Motorradersatzteile und Zubehör für nicht italienische Motorradmarken an. Was war der Grund dafür?
„Wir bekommen über unsere Lieferanten Teile, die auch an andere Motorräder passen. Zum Bespiel passen Bremsbeläge nicht nur an Moto Guzzi, Ducati oder Aprilia Motorräder, sondern können auch an BMW, Triumph usw. verbaut werden. Somit war es für uns naheliegend, dass wir die Produkte, die wir ohnehin gelagert haben, auch den Fahrern von nicht italienischen Motorrädern anbieten. Wir hoffen das sich auch Fahrer anderer Motorrad- Marken gut aufgehoben fühlen und sich bei ihren gesuchten Teilen zurechtfinden.“
Seit über 40 Jahren steckst du viel Arbeit, Fleiß, Kraft und Zeit in die Firma. Kommst du denn noch zum Motorradfahren?
„Seit meiner Selbstständigkeit musste ich mich immer entscheiden und war im Zwiespalt, ob ich mit meinen Kumpels eine Tour zum Beispiel in den Harz mache oder doch für die Firma nach Italien fahre. Auch für den Motorradclub, wo ich eine Zeit lang erster Vorsitzender war, hatte ich nur noch wenig Zeit und habe es leider nicht mehr geschafft, mehr als 3000 Kilometer im Jahr auf dem Motorrad abzureißen.
Also änderte sich alles und ich bin in dieser Sache kürzergetreten. Zusätzlich auch schade, dass meine Reisebegleiter, die mit mir oft nach Italien gefahren sind, ebenfalls keine Zeit mehr hatten Motorrad zu fahren. Heute ist es so, dass ich versuche wenigstens ein paar 1000 Kilometer zusammenzubekommen, um den Spaß und die Leidenschaft beizubehalten.“
In welchen Bereichen siehst du noch Potenzial?
„Ich sehe in vielen Bereichen noch sehr viel Potential. Beispielsweise entwickelt sich bei den Carbon- Teilen ein enormes Wachstum. Wir müssen in der Zukunft immer wieder schauen, was unsere Kunden interessiert und was wir anbieten können. Aktuell haben wir die Kommunikation in den Vordergrund gestellt.
Es gibt verschiedene Anbieter, die im mittleren Preissegment liegen und nun in unser Programm aufgenommen werden. Die Produkte verbreitern unser Angebot und haben ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Allgemein wollen wir die unterschiedlichen Bereiche weiter ausbauen und somit für unsere Kunden noch abwechslungsreicher werden.“
Wie hat sich die Corona-Pandemie auf das Geschäft von Stein-Dinse ausgewirkt. Wie wurde diese schwierige Zeit gemeistert?
„Die Zeit in der Pandemie war für uns grundsätzlich nicht schwierig, es war nur nicht einfach die Teile, die unsere Kunden zusätzlich mehr gefordert haben, eben mal schnell zu beschaffen. Der allgemeine Verkauf war somit auch nicht das Problem. Wir haben in der Corona-Zeit unsere Umsätze weiter gesteigert.
Um unsere Kunden zufrieden zu stellen, kauften wir unsere Produkte teilweise auch fremd ein. Die Margen fielen dann etwas geringer aus, was natürlich zu Lasten der Erträge führte. Insgesamt können wir aber sagen, dass wir die Pandemie- Zeit sehr gut überwunden haben.“
Der Stein-Dinse Papier-Katalog wurde viele Jahre lang von zahlreichen Kunden sehr geschätzt. 2020 kam der letzte Gesamtkatalog heraus. Ende des Jahres 2022 folgte der Novita-Katalog.
Wird es noch weitere Kataloge geben?
„Schwierige Frage, ich bin hin und her gerissen. Auf der einen Seite liest man, dass ein Katalog nach wie vor wichtig ist und auf der anderen Seite hört man von einigen Kunden, dass man auch alles Wichtige im Onlineshop fände. Vor allem die heranwachsende Generation interessiert sich oft nicht mehr für Papierkataloge. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob es überhaupt noch Sinn ergibt, nicht so nachhaltige Kataloge mit enormem Kostenaufwand produzieren zu lassen?!
Alle 2 Jahre hatten wir einen Gesamtkatalog herausgebracht. Nachdem dieser ausgeliefert wurde, ist dieser wieder schnell gealtert, weil in Windeseile Neuheiten dazu kamen, die die Kunden auf diesem Wege nicht mehr erreichten.
Es macht meiner Meinung nach keinen Spaß mehr so einen dicken Wälzer durchzublättern, deshalb kann ich mir vorstellen, wenn es noch einen neuen Katalog geben wird, dass dieser wie der letzte Novita-Katalog aufgebaut ist. Eine Art Zeitschrift mit ein bisschen was zum Lesen und informativem Wissen zu neuen Marken bzw. Produkten.“
Würdest du alles genauso wieder machen oder hättest du gerne in einigen Bereichen im Nachhinein andere Entscheidungen getroffen?
„Der Weg, den ich gegangen bin, war im Großen und Ganzen gradlinig. Vielleicht habe ich bei den Verkäufen von Neu- und Gebrauchtfahrzeugen zu lange halt gemacht. Ich habe mich lange in diesem Bereich aufgehalten, obwohl es schon damals schwierig war durch Wertverluste und Rabatte erfolgreich zu werden und Umsätze zu erzielen. 2001 haben wir uns als Firma vom Fahrzeugverkauf und der betriebenen Werkstatt verabschiedet, um uns nur noch auf den reinen Teilehandel zu konzentrieren. Diese wichtige Entscheidung hatte dann langjährige Zukunft.“
Was ist für die Zukunft geplant?
„Wir planen für die Zukunft unseren Online-Shop weiter zu modernisieren sowie in allen Bereichen die Arbeitsprozesse zu vereinfachen. Zum Beispiel sollen dann Aufträge nicht mehr von unseren Verkäufern aufwendig bearbeitet werden, sondern rauschen direkt zum Lager durch. Wir wollen größer und effizienter werden. Derzeit wird an der Umsetzung einer automatischen Verpackungsstraße gearbeitet. Auch auf dem Motorradmarkt möchten wir den Fokus weiter auf die ausländischen Kunden legen und diesen Bereich weiter ausbauen.“